Das RKI und der Dreisatz

- Eine schwierige Beziehung -

Am 23.09.2020 wurde der neueste Situationsbericht des RKI veröffentlicht. Und passend zu den lauten Rufen aus der Politik nach schärferen Maßnahmen, weist das RKI mehr positive Fälle sowie einen höheren Anteil der positiven Tests (1,19%) aus, als in den letzten Wochen davor.

Das ist aber nicht zwangsläufig eine reale Abbildung der Dinge.

 

Die Testzahlen haben noch nie mit den Infiziertenzahlen übereingestimmt. Das räumt das RKI auch ein und verweist darauf, dass diese Abweichungen durch Mehrfachtestungen zustande kommen. So weit so gut.

 

Bis zur Kalenderwoche 10 kann dies so aber nicht sein. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden mehr Infizierte als positive Tests gezählt.

 

Für den Zeitraum von der Kalenderwoche 11 bis 33 kann die Erklärung des RKI durchaus stimmen. In diesem Zeitraum war die Anzahl der positiven Tests durchgängig höher als die Anzahl der Infizierten. Allerdings: Die Anzahl der Testpositiven betrug nur 37,5 % mehr als die der Infizierten in der RKI Datenbank. ...Soviel zu der Annahme, dass in der Regel zwei oder drei Mal getestet wird, um sicher zu sein. In dem Fall müsste die Abweichung nämlich 100% oder 200% betragen.

 

Im Zeitraum der Kalenderwochen 34 bis 37 wiederum gab es mehr Menschen, die als Infiziert galten als es positive Tests gab. Was auch immer der Grund dafür sein mag, mir fällt als logische Begründung nur ein, dass die Diagnose Covid auch ohne Test gestellt wurde und wird.

 

...Und dann kommt plötzlich die Woche 38 mit fast 3.000 mehr Positiv-Ergebnissen als Infizierten (22,05% Differenz).

 

Was sagt also der Anstieg des Anteils der Test-Positiven an der Gesamtzahl der Tests aus? Antwort: Zunächst einmal gar nichts!

 

Jedenfalls jetzt noch nicht. Es mag nachvollziehbare Gründe für die seltsamen allgemeinen Abweichungen zwischen Test-Positiven und Infizierten geben. Dann sollte das RKI sie aber transparent darlegen.

 

Natürlich kann es sein, dass für die Woche 38 in der RKI-Datenbank noch Infizierte nachgetragen werden. Das ist sogar nicht unwahrscheinlich. Dann aber nicht speziell in der Woche 38, sondern in der Woche des jeweiligen Infektionsbeginns, und der kann jeweils wann auch immer sein. Darüber hinaus ist die Größenordnung vollkommen unklar.

 

In den Wochen davor wurden durchgängig mehr Infizierte ausgewiesen als positive Tests. Gibt es hier Veränderungen in der Relation, dann kann anhand der reinen Testergebnisse kein Vergleich mehr vorgenommen werden. In diesem Fall benötigt man auch die valide Angabe der tatsächliche als infiziert geltenden Menschen.

 

Der Anteil der positiven Tests an der Gesamtsumme der Tests sagt solange nichts aus, solange man nicht weiß, wieviele Mehrfachtestungen darin enthalten sind. Und auch solange man nicht weiß, wieviele Mehr- oder Wenigertestungen es im Vergleich zu anderen Wochen sind.

 

Ich werde das in den nächsten Wochen beobachten…

 

 

Quellen:

 

RKI-Situationsbericht vom 23.09.2020:

 

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Sept_2020/2020-09-23-de.pdf?__blob=publicationFile

 

 

RKI-Coviddatenbank:

 

https://npgeo-corona-npgeo-de.hub.arcgis.com/datasets/dd4580c810204019a7b8eb3e0b329dd6_0/data

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

.