Thorsten Wiethölter, 02.04.2021

Ist die Wirkung der Impfung messbar?    (Teil 4)

Zusammenfassung des folgenden Beitrags

  • Die meisten Länder mit geringen Impfquoten zwischen 0% und 10% verzeichnen im Beobachtungszeitraum sinkende Covid-Todeszahlen – es sind 60% oder mehr dieser Länder.
  • Ähnlich verhält es sich, wenn nur die Länder mit einer besonders geringen Impfquote zwischen 0% und 5% betrachtet werden.
  • Bei den Ländern mit höheren Impfquoten (größer 10%) verhält es sich anders herum. Dort überwiegen die Länder mit höheren Covid-Todeszahlen.
  • Das ist weder erwartbar noch ist es nachvollziehbar.
  • Innerhalb von bis zu 30 Tagen seit Impfbeginn ist zwar durchaus kein nachweisbarer positiver Effekt der Impfungen zu erwarten. NICHT zu erwarten wäre aber, dass die Mehrzahl der Länder mit sehr geringen Impfquoten geringere Covid-Todeszahlen vermelden während die Mehrzahl der Länder mit höheren Impfquoten im Gegensatz dazu höhere Covid-Todeszahlen verzeichnen.

Anmerkung: In diesem Beitrag wird der Begriff ″Impfquote“ der Einfachheit halber verwendet. Genauer müsste es heißen: Anzahl der verabreichten Impfdosen pro 100 Einwohner. Diese Zahl macht keine Aussage darüber, wieviele Menschen durchgeimpft sind.

 

Mehr Covid-Tote in Ländern mit schnellen Impffortschritt

Bereits im Februar ist aufgefallen, dass Länder mit schnellen Impfkampagnen tendenziell mehr Covid-Tote verzeichnen als Länder, die nicht oder langsamer impfen. Besonders sticht in diesem Zusammenhang Israel hervor. Zur Veranschaulichung hier nochmals die Einzelauswertung zu Israel aus dem Februar mit den Daten bis zum 14.02.2021:

 

Internationaler Vergleich der Impfraten und Covid-Toten

 

Natürlich ist klar, dass bei einem übergreifenden Vergleich der Länder auch andere Effekte in alle Entwicklungen hinein spielen. So kann beispielsweise die Saisonalität von Viruserkrankungen eine Rolle spielen, die bereits erreichte Höhe einer Herdenimmunität als auch viele weitere Faktoren.

 

Daher wird in diesem Beitrag die Überlegung angestellt, wie möglichst viele andere Faktoren ausgeschlossen werden können und die Wirkung der Impfung möglichst isoliert betrachtet werden kann.

 

Darüber hinaus ist besonders zu beachten, dass die Länder in unterschiedlicher Geschwindigkeit impfen und auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit den Impfungen begonnen haben.

 

Um diese Punkte zu berücksichtigen, werden im Folgenden alle Länder ab dem Beginn der Impfungen im jeweiligen Land betrachtet. So ist ein besserer Vergleich eventueller Impfeffekte möglich. Alle theoretischen Effekte, die Einfluss auf die Entwicklung der Covid-Toten haben können, können dadurch natürlich nicht eliminiert werden, aber bestimmte zumindest reduziert.

 

Aufgrund unterschiedlicher Falldefinitionen in den Ländern und unterschiedlicher Erhebungsmethoden ist ein Vorher-Nachher-Vergleich innerhalb des jeweiligen Landes sinnvoller als ein länderübergreifender Vergleich.

 

Wo es möglich ist, wird daher in allen Ländern betrachtet, wie sich die Covid-Todeszahlen in den ersten 30 Tagen ab dem Beginn der Impfungen im Vergleich zu den 30 Tagen vor dem Beginn der Impfungen entwickelt haben. 30 Tage als Betrachtungszeitraum wurde gewählt, weil erstens viele Länder bisher noch nicht länger impfen und weil zweitens bei der Analyse die Schnelligkeit der Impfkampagne eine entscheidende Rolle spielt. Je länger der Betrachtungszeitraum, desto mehr werden sich die Impfquoten angleichen.

 

So wurde vorgegangen:

  • Alle Länder, für die bei Owid (Our World in Data) die notwendigen Daten zur Verfügung stehen, wurden in die Auswertung einbezogen. Das sind immerhin 178 Länder.
  • Länder, wie z. B. Gibraltar (das allerdings keine eigene Nation ist) mit einer der höchsten Impfraten und auch der höchsten Steigerung der Todeszahlen, wurden hier nicht betrachtet, weil die dafür notwendigen Gesamtdaten nicht in Owid enthalten sind.
  • Für alle Länder wurde analysiert, wie sich die Covid-Toten pro 1 Million Einwohner in den ersten 30 Tagen seit dem Beginn der Impfungen im Vergleich zu den letzten 30 Tagen vor dem Beginn der Impfungen verändert haben, also nicht die absoluten Sterberaten selbst, sondern inwiefern sie sich verringert oder erhöht haben oder gleich geblieben sind. Anmerkung: Bei Ländern, die keine Vorher-Nachher-Veränderung aufweisen, kann dies im Einzelfall auch bedeuten, dass sowohl während Impfperiode als auch vorher keine Covid-Toten vermeldet wurden.
  • Nicht alle Länder impfen schon seit 30 Tagen! In diesen Fällen wurde die Summe der bestehenden Impftage mit der gleichen Anzahl an Tagen vor den Impfungen verglichen. Um zu starke statistische Verzerrungen durch die Betrachtung zu kurzer Zeiträume zu vermeiden, wurden alle Länder, die bisher weniger als 14 Impftage gemeldet haben, wie Länder betrachtet, die noch gar nicht mit den Impfungen begonnen haben.
  • Bei Ländern, für die noch gar keine Impfungen verzeichnet sind, gibt es natürlich kein Datum des Impfbeginns. Der Median des Impfbeginns aller Länder ist der 01.02.2021. Für Länder ohne Impfungen wurde daher der Zeitraum von 30 Tagen ab dem 01.02.2021 dem Zeitraum von 30 Tagen vor dem 01.02.2021 gegenübergestellt. Dasselbe gilt für die Länder, die bisher weniger als 14 Impftage melden.

Ergebnisse

 

Die meisten der 178 Länder weisen in den ersten 30 Tagen seit Impfbeginn nur geringe Impfraten auf.

 

Nur wenige Länder haben innerhalb der ersten 30 Tage mehr als 10 Impfdosen pro 100 Einwohner verabreicht. Es sind 10 Länder. Bei der hier vorgenommenen Art der Betrachtung kann zwar statistisch kein valider Trend errechnet werden, es fällt allerdings besonders stark auf, dass die Mehrzahl dieser Länder seit den Impfungen mehr Covid-Tote vermelden als vor den Impfungen.

 

Bei den Ländern mit einer Impfquote von mehr 20 Dosen pro 100 Einwohner ist das Missverhältnis noch größer: Von sechs Ländern vermelden fünf mehr Covid-Tote als vor Impfbeginn und nur ein Land weniger Covid-Tote.

 

Alle drei Länder, die mehr als 30 Dosen pro 100 Einwohner verabreicht haben, weisen höhere Covid-Todeszahlen auf. Gibraltar würde ebenfalls in diese Kategorie fallen, fehlt hier aber, da die Daten separat ermittelt werden müssen.

 

 

Auf der vorherigen Grafik ist nicht erkennbar, bei wie vielen Ländern sich die Covid-Toten seit Impfbeginn geringer oder höher sind als vorher, da sie sich nahe der Nullpunkte überlagern. Diese Zahlen sind zur besseren Nachvollziehbarkeit daher in der unten folgenden Grafik zusammengefasst.

 

Es ist sehr auffällig, dass von allen Ländern, die eine Impfquote von 10 Impfdosen oder weniger pro 100 Einwohner haben, nur etwa 40% dieser Länder seit Beginn der Impfungen mehr Covid-Tote verzeichnen als im Zeitraum davor! Anmerkung: Im Falle der Länder ohne Impfungen oder mit bisher weniger als 14 Impftagen gilt der Betrachtungszeitraum von 30 Tagen seit dem 01.02.21 im Vergleich zu den 30 Tagen davor.

 

Bei den Ländern mit mehr als 10 Impfdosen pro 100 Einwohner verkehrt sich das Verhältnis ins Gegenteil und mehr!

 

Falls der Eine oder Andere nun auf den Gedanken kommen will, dass der Grund dafür sein könnte, dass in Ländern mit mehr Covid-Infektionen (und damit Toten) sich der Impfdruck und damit die Impfgeschwindigkeit erhöht haben könnte und dies den Zusammenhang erklären könne, dem sei ganz klar gesagt: Nein!

Denn zum Zeitpunkt, als die Impfkampagnen geplant und die Verträge geschlossen wurden, konnte niemand im Entferntesten ahnen, wie die Lage sein wird, wenn die Impfungen tatsächlich beginnen.

 

Es sind zwar nicht viele Länder mit einer Impfquote über 10%, es gibt dennoch keinen Grund dafür, dass nicht auch dort bei der Mehrzahl genauso sinkende Covid-Todeszahlen zu erwarten wären wie in Ländern mit geringen oder keinen Impfquoten.

 

 

Dieselben Daten nochmals als Grafik dargestellt:

 

 

Zur besseren Übersicht ist in der folgenden Grafik (nochmals) die Anzahl der Länder nach Impfquote dargestellt, sowie, welcher Anteil der Länder ab Impfbeginn höhere Covid-Todeszahlen verzeichnet. Diese Darstellung zeigt noch einmal deutlicher, dass es zwar nur wenige Länder mit Impfquoten über 10% gibt, sich aber trotzdem die Frage aufdrängen muss, warum gerade dort mehr Länder erhöhte Covid-Todeszahlen haben.

 

Fazit

Die meisten Länder mit geringen Impfquoten zwischen 0% und 10% verzeichnen im Beobachtungszeitraum sinkende Covid-Todeszahlen – es sind 60% oder mehr dieser Länder. Ähnlich verhält es sich, wenn nur die Länder mit einer sehr geringen Impfquote zwischen 0% und 5% betrachtet werden.

Bei den Ländern mit höheren Impfquoten (größer 10%) verhält es sich anders herum. Dort überwiegen die Länder mit höheren Covid-Todeszahlen

Das ist weder erwartbar noch ist es nachvollziehbar.

Innerhalb von bis zu 30 Tagen seit Impfbeginn ist zwar durchaus kein nachweisbarer positiver Effekt der Impfungen zu erwarten. NICHT zu erwarten wäre aber, dass die Mehrzahl der Länder mit sehr geringen Impfquoten geringere Covid-Todeszahlen vermelden und die Mehrzahl der Länder mit höheren Impfquoten im Gegensatz dazu höhere Covid-Todeszahlen.

 

Quelle:

Our World in Data (Owid)

https://ourworldindata.org/coronavirus

 

Länderdaten

Anmerkung zur folgenden Liste: Länder, die bisher weniger als 14 Impftage verzeichnen, wurden wie Länder behandelt, die noch keine Impfungen vorgenommen haben. Bei der Angabe der verabreichten Impfdosen pro 100 Einwohner ("vacc./100 cum") erscheint daher der Wert 0,000, auch wenn bereits Impfungen getätigt wurden. Aus technischen Gründen ist dies an dieser Stelle nicht anders möglich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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