Was sagt die Pfizer-Studie aus Israel zum Pfizer-Biontech-Impfstoff aus?

Eine Analyse der verfügbaren Daten

Im Folgenden wird die Pfizer-Studie zu den Covid-Imfungen in Israel etwas näher betrachtet. Die Betrachtung gliedert sich wie folgt:

  • Grundsätzliches
  • Repräsentativität der Pfizer-Studie im Vergleich zu den Angaben der israelischen Regierung
  • Repräsentativität der Pfizer-Studie im Vergleich zur tatsächlichen Demografie und den Risikogruppen
  • Allgemeiner Vergleich der Covid-Risikogruppe zur Pfizer-Studiengruppe
  • Wo erfasst die Pfizer-Studie Menschen, die schwerwiegende Nebenwirkungen der Impfung erleiden oder gar sterben?
  • Zeitlicher Zusammenhang zwischen Impfung und Covid-Erkrankung und möglichen Impfnebenwirkungen
  • Zu guter Letzt: die eigene Repräsentativität der Pfizer-Zahlen
  • Gesamtfazit

Grundsätzliches

Die Pfizer-Studie betrachtet nur, inwieweit die BioNtech-Impfung Covid-Infektionen oder deren Schwere verringern kann. Es ist nicht erkennbar, dass sie auch mögliche Folgen der Impfung selbst betrachtet.

 

Das sind aber zwei vollkommen verschiedene Paar Schuhe! Grundsätzlich kann eine Impfung schwere Nebenwirkungen verursachen und gleichzeitig vor einer spezifischen Krankheit (hier Covid-19) schützen. Indem nur verglichen wird, wie viele Geimpfte und wie viele Ungeimpfte sich die jeweilige Krankheit letztlich zuziehen, ist der tatsächliche Nutzen der Impfung aber nicht feststellbar. Dass diese notwendige Gesamtbetrachtung angestellt wurde, ist aus der vorliegenden Studie aber nicht ersichtlich. Im Gegenteil: Aufgrund der bisher einsehbaren Daten ist von einer einseitigen Betrachtung auszugehen. ...Aber das ist nicht alles.

 

In der Studie sind mir viele Ungereimtheiten aufgefallen; ich werde im Folgenden aber nur die mir am wichtigsten erscheinenden ansprechen.

 

Quelle der Studie: https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa2101765

 

Repräsentativität im Vergleich zu den Angaben der israelischen Regierung

Unter dem Abschnitt ″Methods“ beschreibt die Studie Folgendes:

 

″All persons who were newly vaccinated during the period from December 20, 2020, to February 1, 2021, were matched to unvaccinated controls in a 1:1 ratio according to demographic and clinical characteristics. Study outcomes included documented infection with the severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 (SARS-CoV-2), symptomatic Covid-19, Covid-19–related hospitalization, severe illness, and death. We estimated vaccine effectiveness for each outcome as one minus the risk ratio, using the Kaplan–Meier estimator.“

 

Übersetzung: Alle Personen, die im Zeitraum vom 20. Dezember 2020 bis zum 1. Februar 2021 neu geimpft wurden, wurden mit Kontrollgruppen Ungeimpfter im Verhältnis 1:1 nach demografischen und klinischen Merkmalen gematcht. Zu den Studienergebnissen gehörten dokumentierte Infektionen mit dem schweren akuten respiratorischen Syndrom Coronavirus 2 (SARS-CoV-2), symptomatisches Covid-19, Covid-19-bedingte Krankenhausaufenthalte, schwere Erkrankungen und Tod. Wir schätzten die Wirksamkeit des Impfstoffs für jedes Ergebnis als eins minus das Risikoverhältnis unter Verwendung des Kaplan-Meier-Schätzers.

 

Interpretation

Die Ausführungen klingen nach einer repräsentativen Auswahl der Personen, die Teil der Studie wurden, und zwar sowohl der Geimpften als auch der Ungeimpften.

 

Dies scheint aber rätselhaft, wenn man die Studienergebnisse mit den allgemeinen Angaben der Israelischen Regierung abgleicht:

 

Anmerkungen zu obiger Tabelle:

Israelische Regierung = Israelische Regierung/Gesundheitsministerium

Geimpfte = mindestens 1 Dosis

Quelle für Gesamt-Israel-Daten: Ynet, Nakim.org und correctiv.org (Links sind unten angegeben)

 

 

 

 

Es bleibt ein Rätsel, warum die Angaben der israelischen Regierung zu den insgesamt Geimpften so sehr von der Pfizer-Studie abweicht. Etwa 1,6 Mal so viele Geimpfte mit Covid infiziert. Etwa 12 Mal mehr Geimpfte in Israel mit Covid verstorben als in der Pfizer-Studie, gemessen an allen Geimpften? Etwa 7,5 Mal so viele Geimpfte mit Covid verstorben als bei Pfizer, gemessen an allen Geimpften, die sich mit Covid infizierten?

 

Eine Repräsentativität der Pfizer-Studie müsste hier wirklich näher erläutert werden!

 

Repräsentativität im Vergleich zur tatsächlichen Demografie und den Risikogruppen

Unter ″Study Design“ wird angegeben:

 

″Population groups in which internal variability in the probability of exposure or the outcomes is high and controlling for the high variability is not feasible (e.g., high variability in infection risk among patient-facing health care workers in dedicated Covid-19 wards as compared with administrative staff) were excluded. Such population groups are persons not having a documented geostatistical living area, those who have had interactions with the health care system during the preceding 3 days that may indicate the start of symptomatic disease and may preclude vaccination, nursing home residents, persons medically confined to the home, or health care workers.“

 

Übersetzung: Bevölkerungsgruppen, bei denen die interne Variabilität der Expositionswahrscheinlichkeit oder der Ergebnisse hoch ist und eine Kontrolle für die hohe Variabilität nicht durchführbar ist (z. B. hohe Variabilität des Infektionsrisikos bei Mitarbeitern des Gesundheitswesens mit Patientenkontakt auf speziellen Covid-19-Stationen im Vergleich zum Verwaltungspersonal), wurden ausgeschlossen. Solche Bevölkerungsgruppen sind Personen, die keinen dokumentierten geostatistischen Wohnbereich haben, Personen, die in den vorangegangenen 3 Tagen Interaktionen mit dem Gesundheitssystem hatten, die auf den Beginn einer symptomatischen Erkrankung hinweisen und eine Impfung ausschließen können, Bewohner von Pflegeheimen, Personen, die medizinisch auf das Haus beschränkt sind, oder Mitarbeiter des Gesundheitswesens.

 

Interpretation

Menschen, die sowohl besonders von Covid betroffen sein können als auch durch eine Impfung besonders betroffen sein können, wurden aus der Studie ausgeschlossen. Hierzu die Angaben in der Studie selbst:

 

Allgemeiner Vergleich der Covid-Risikogruppe zur Pfizer-Studiengruppe

Schwer bis tödlich von Covid betroffen waren bisher in den meisten Ländern vor allem Pflegeheimbewohner.

 

In der Pfizer-Studie zum Impferfolg ist aber genau diese Gruppe nicht Teil der Studie. Gleichzeitig ist diese Gruppe aber – außerhalb der Studie – im realen Leben die am meisten von den Impfungen betroffene Gruppe.

 

Gleichzeitig (und in Überschneidung mit Pflegeheimbewohnern oder aus gesundheitlichen oder Altersgründen zu Hause betreuten Menschen) sind vor allem - und fast ausschließlich - ältere Menschen sowohl von schweren Covid-Folgen betroffen als auch, da Risikogruppe, prioritär von den Impfungen.

 

In der Pfizer-Studie sind aber nur etwa 22 tsd. Menschen über 80 Jahre enthalten (3,7% der Studie) und 57 tsd. Menschen zwischen 70 und 79 Jahren (9,54% der Studie). Ich kann aktuell nicht beurteilen, welches Verhältnis dies zur tatsächlichen Bevölkerungsstruktur hat. Es kann durchaus der tatsächlichen Bevölkerungsstruktur entsprechen oder sogar überentsprechen. Allerdings sind es ja genau diese Altersgruppen, die Risikogruppen sind und die sowohl von Covid als auch von möglichen Impfnebenwirkungen stark betroffen sein können. Und wohlgemerkt: Pflegeheimbewohner und zu Hause Betreute sind in der Studie ja bereits ausgeschlossen.

 

Wo erfasst die Pfizer-Studie Menschen, die schwerwiegende Nebenwirkungen der Impfung erleiden oder gar sterben?

Die Studie erwähnt dazu Folgendes:

 

For each person, follow-up ended at the earliest of the following events: occurrence of an outcome event, death unrelated to Covid-19, vaccination (for unvaccinated controls), vaccination of the matched control (for vaccinated persons), or the end of the study period. Newly vaccinated persons were eligible for inclusion in the study, even if they had previously been selected as a control.

 

Übersetzung: Für jede Person endete die Nachbeobachtung mit dem frühesten der folgenden Ereignisse: Auftreten eines Ergebnisereignisses, Tod ohne Zusammenhang mit Covid-19, Impfung (bei ungeimpften Kontrollpersonen), Impfung der gematchten Kontrollperson (bei geimpften Personen) oder Ende des Studienzeitraums. Neu geimpfte Personen konnten in die Studie aufgenommen werden, auch wenn sie zuvor als Kontrolle ausgewählt worden waren.)

 

Interpretation

Menschen, die im Laufe der Studie verstorben sind, und bei denen kein Zusammenhang mit Covid gesehen wurde, wurden aus der Studie ausgeschlossen. 😳 Weiter werde ich das nicht kommentieren...

 

Zeitlicher Zusammenhang zwischen Impfung und Covid-Erkrankung und möglichen Impfnebenwirkungen

Die Pfizer-Studie sagt dazu:

 

The period immediately after the first dose, when immunity is gradually building, was excluded in the main analyses because the risk ratio is expected to be close to 1 during this period.

 

(Übersetzung: Der Zeitraum unmittelbar nach der ersten Dosis, in dem sich die Immunität allmählich aufbaut, wurde in den Hauptanalysen ausgeschlossen, da das Risikoverhältnis in diesem Zeitraum voraussichtlich nahe bei 1 liegt. )

 

Dabei wird ein fataler Gedankenfehler begangen! Die Hypothese, dass eine positive Wirkung der Impfung sich erst nach einer gewissen Zeitdauer einstellen wird, ist vollkommen nachvollziehbar und vermutlich vollkommen richtig. ...Dies gilt aber überhaupt nicht für potenzielle Impfnebenwirkungen! Die können theoretisch bereits am Tag der Impfung eintreten. Insofern ist eine solche Betrachtung mehr als nur einseitig.

 

Zu guter Letzt: die eigene Repräsentativität der Pfizer-Zahlen

Laut der Pfizer-Studie hat man sich erhebliche Mühe gegeben, eine große Anzahl von Menschen in die Studie einzubeziehen (etwa 600.000 pro Vergleichsgruppe). In diesem Zusammenhang ist es vollkommen unerklärlich, dass bei dieser Anzahl gleich am ersten Tag der Erfassung für die zwei Vergleichsgruppen vollkommen unterschiedliche Anfangsergebnisse entstehen!

 

Ich habe mir die Mühe gemacht, die verfügbaren Daten der Studie in eine Datenbank zu schreiben. Was mir vollkommen unerklärlich ist: Am ersten Tag der Datenbetrachtung wurden mehr als DOPPELT so viele der Ungeimpften mit Nachweis einer Covid-Infektion registriert?! Bei einer repräsentativen Auswahl? Wie ist es möglich, dass ein solcher Unterschied in den beiden Gruppen auftritt?

 

Ich gebe gleich die Antwort: Statistisch ist das bei einer repräsentativen Erhebung NICHT möglich!

 

Gesamtfazit

Die Pfizer-Studie wartet zwar mit vielen Zahlen auf. Die Zahlen, auf die es ankommt (und auf die sich die Studie auch bezieht), sind aber nicht verfügbar.

 

Bezüglich der Repräsentativität und auch der Konsistenz der Zahlen gibt es einige Fragezeichen. Diese sind aufzulösen, ansonsten bleiben mehr Fragezeichen als Antworten.

 

Verwendetete Quellen:

 

Pfizer-Studie:

https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2101765

 

Nakim.org:

http://www.nakim.org/israel-forums/viewtopic.php?t=270812&s=The_uncovering_of_the_vaccination_data_in_Israel__reveals_a_frightening_picture

 

correctiv.org:

https://correctiv.org/faktencheck/2021/03/11/covid-19-in-israel-nein-die-impfung-erzeugt-keine-40-mal-hoehere-sterblichkeit/

 

Ynet (hebräischsprachige Nachrichten und Content-Website in Israel) mit den Angaben der israelischen Regierung/des Gesundheitsministeriums

https://www.ynet.co.il/news/article/rJ9Bs0zW00

 

Israelisches Corona-Dashboard (hebräisch)

https://datadashboard.health.gov.il/COVID-19/general

 

Our World in Data (Daten zu den Geimpften Personen in Israel)

 

https://github.com/owid/covid-19-data/blob/master/public/data/vaccinations/country_data/Israel.csv