Thorsten Wiethölter, 10.04.2021

Sieben Covid-Tote trotz zweifacher Impfung in Mecklenburg Vorpommern

 

Der Nordkurier titelte am 09.04.2021: ″Sieben Corona-Tote trotz zweifacher Impfung“. (Quelle)

 

Der Artikel im Nordkurier bezieht sich auf die in Mecklenburg-Vorpommern bisher zweifach geimpften Personen, bei denen seit der zweiten Dosis mindestens 14 Tage vergangen sind.

 

Zum Verständnis der Ausführungen in diesem Beitrag eine Übersicht der im Nordkurier-Artikel genannten Daten zu den zweifach geimpften Personen:

  • Infizierte: 149
  • mit leichten Symptomen: 74
  • im Krankenhaus mit schweren Symptomen: 22
  • Todesfälle: 7

Der Nordkurier kommt zu dem Schluss, dass die Todesfälle Einzelfälle seien und: "Dass Corona-Erkrankungen trotz vollständiger Impfung auftreten, ist keine Besonderheit. Anja Neutzling zum Nordkurier: 'Eine COVID-19-Impfung wirkt zu 80 Prozent bis 95 Prozent. Das bedeutet, dass nicht jeder Mensch nach Impfung vollständig geschützt ist.' "

Ebenfalls steht dort: "Neutzling betont: Alle Verstorbenen hatten schwere chronische Vorerkrankungen. Und sie rechnet vor: Sieben Todesfälle – das sind 0,01 Prozent aller bislang in MV zweimalig geimpften Personen."

 

Schauen wir uns das genauer an

Im Folgenden werden die Ausführungen des Nordkurier mit den Daten der Covid-Datenbank des RKI, des Impfdashboard und mit den Daten zur Gesamtbevölkerung in Relation gesetzt.

Vorweg: Ich komme erstens zu einem anderen Schluss und zweitens zu eine besorgniserregenden Auffälligkeiten.

 

Zunächst zum betrachteten Zeitraum

Der Artikel wurde am 09.04.2021 veröffentlicht. Er wird daher nur Daten bis maximal zum 08.04.2021 enthalten.

 

Die Impfungen begannen frühestens am 27.12.20. Vor Kurzem galt noch ein zeitlicher Mindestabstand zwischen der Erst- und der Zweitimpfung von 21 Tagen.

Darüber hinaus bezieht sich der Artikel nur auf Personen, die zweifach geimpft sind und bei denen nach der zweiten Impfung mindestens 14 Tage vergangen sind.

 

Dies bedeutet, dass das früheste Datum, auf das die vorgenannten Bedingungen zutreffen, der 31.01.2021 sein kann. Das früheste! Es ist aber nicht so, dass alle betroffenen Personen schlagartig am 31.01. ihre zweite Dosis erhalten hätten, sondern die Gabe sich über einen Zeitraum vom 31.01. bis zum 08.04.21 streckt.

 

Wenn eine detaillierte Zeitreihe zur Verfügung stehen würde, wäre es möglich, einen genauen zeitlichen Vergleich zwischen den Ungeimpften und zweifach Geimpften anzustellen. (Übrigens: die einmalig Geimpften werden in dem Artikel gar nicht angesprochen!)

 

Da eine solche Zeitreihe nicht zur Verfügung steht, muss eine durchschnittlicher Zeitvergleich angestellt werden.

Der maximale zu betrachtende Zeitraum ist vom 31.01.2021 bis zum 08.04.2021. Das sind 67 Tage. Um den Durchschnitt betrachten zu können, wurde daher der Zeitraum vom 05.03. bis zum 08.04. betrachtet. Dies entspricht 34 Tagen.

 

Im Folgenden werden beide Zeiträume betrachtet, allerdings mit der Anmerkung, dass der Durchschnittszeitraum der Realität am nächsten kommen wird.

 

″Sieben Todesfälle – das sind 0,01 Prozent aller bislang in MV zweimalig geimpften Personen.“

So? Also vernachlässigbar? Die Aussage als solche ist durchaus korrekt! (Genauer sind es sogar nur 0,008%.) Aber vergleichen wir das einmal mit der Gesamtbevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern.

 

Hier muss ich anmerken, dass bei den Berechnungen die Gesamtzahl der zweifach Geimpften bis zum 08.04. verwendet wird und nicht die bis zum 08.04. zweifach Geimpften minus 14 Tage, da mir diese Daten nicht zur Verfügung stehen. Dies verzerrt die Berechnungen zugunsten(!) der Verhältnisse bei den zweifach Geimpften, stellen diese also positiver dar, als sie in der Realität sind.

 

Mecklenburg Vorpommern hat etwa 1,6 Mio. Einwohner (Stand 31.12.2019) und davon sind bisher (Stand 08.04.21) 90.054 Menschen zweifach geimpft.

 

Bezogen auf den maximalen Zeitraum, seitdem der Erste zweifach geimpft sein konnte, sind 0,016% der Gesamtbevölkerung an oder mit Covid verstorben. Bei den zweifach Geimpften sind es 0,008%, also die Hälfte. Dieser Vergleich würde aber nur Sinn machen, wenn alle genannten 90.054 Menschen genau am 31.01. bereits die zweite Dosis erhalten hätten. Das ist natürlich nicht der Fall.

 

Daher ist der Vergleich mit dem Durchschnittszeitraum, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, der realistischere. Und hier ist der Anteil der Menschen, die an oder mit Covid verstorben sind, 0,005%.

 

Unter den zweifach Geimpften wären im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung also 1,65 Mal so viele Menschen an Covid verstorben!

 

Die Covid-Todesrate unter den bekannten Fällen (Case Fatality Rate)

Ebenfalls fällt erschreckend auf, dass die CFR (Case Fatality Rate), also die Todesrate der bekannten Fälle, bei den zweifach Geimpften 4,3 Mal so hoch ist wie im Durchschnittszeitraum bei der Gesamtbevölkerung und immerhin 2,3 Mal so hoch, wenn der maximale Zeitraum betrachtet würde.

 

Entweder ist eine Covid-Infektion für zweifach Geimpfte gefährlicher als für Ungeimpfte, oder es sind nicht alle Covid-Fälle unter den Geimpften erfasst worden. Beides ist aber nicht gut! Sollte es so sein, dass eine Infektion für Geimpfte weniger gefährlich ist, als es sich aufgrund der obigen Daten darstellt, dann würde es automatisch bedeuten, dass sich wesentlich mehr Menschen nach einer Zweitimpfung mit Covid infizieren, als es bekannt ist. Ein Hinweis darauf könnte die geringere Infektionsrate unter den zweifach Geimpften sein. Diese wird aber natürlich dem ″Impferfolg“ zugerechnet. Es ist in diesem Fall aber nicht nachvollziehbar, dass sich unter den Geimpften zwar weniger Menschen infizieren, im Verhältnis aber trotzdem mehr an Covid versterben.

 

Impferfolg?

Wenn wir nun aber trotzdem anhand der obigen Daten die Infektionsrate von 0,17% unter den zweifach Geimpften berücksichtigen, dann würde sich für diese im Vergleich zur Gesamtbevölkerung im Durchschnittszeitraum nur ein Schutz von 62% zeigen (0,17% Infektionen im Verhältnis zu 0,44%). Bezogen auf den – unrealistischen – maximalen Zeitraum wären es 79%. Aber nicht 80 bis 95%!

...An Covid sterben im Verhältnis dennoch nicht weniger!

 

Je mehr Infizierte unter den Geimpften nicht identifiziert sind, um so geringer ist die Schutzwirkung der Impfung anzunehmen.

 

Fazit

Die sieben Covid-Toten unter den zweifach Geimpften in Mecklenburg Vorpommern seien 0,01%. Nur! Und daher nicht relevant? Das ist eine vollkommene und zynische Verkennung der tatsächlichen Relationen!

 

Es besteht dringender und massiver Aufklärungsbedarf! Und es ist nicht glaubwürdig, dass die dazu notwendigen Daten nicht verfügbar sind oder nicht beschafft werden können.

 

Nachtrag!

Dieser Beitrag wurde insofern kritisiert, als dass hier nur Menschen ab 78 Jahren in den beiden Gruppen verglichen werden dürften. Obwohl ich dem aus verschiedenen Gründen nicht ganz zustimmen kann, muss ich anmerken, dass der Einwand aber auch nicht vollkommen von der Hand zu weisen ist!

 

Ich bin durchaus der Meinung, dass ein Vergleich der verschiedenen Altersgruppen sehr sinnvoll ist. Leider ist das aufgrund der zur Verfügung stehenden Daten so nicht möglich.

 

Auch wenn ich der Meinung bin, dass ein Altersvergleich nur dann wirklich sinnvoll ist, wenn für beide Gruppen – und nach Impfstatus (einmal oder zweifach) – die Daten zur Verfügung stehen, füge ich hier dennoch informationshalber und der Transparenz wegen eine Übersicht an, die die Covid-Infizierten und Covid-Toten ab 60 Jahren beinhaltet. Eine spezielle Auswertung ab 78 Jahren ist nicht möglich, da die Berichterstattung zu den Altersgruppen des RKI diese Unterscheidung so nicht zulässt.

 

Aus folgendem Zusatz geht hervor, dass tatsächlich die Covid-Todesrate in der Gesamtbevölkerung der der über 60-Jährigen höher ist als unter den zweifach Geimpften (0,013% zu 0,008%). Allerdings müsste gerade ab dieser Altersgruppe erst recht zwischen Ungeimpften, einmal Geimpften und zweifach Geimpften unterschieden werden!

 

Gleichzeitig ist aber die Infiziertenrate bei den über 60-Jährigen geringer als in der Gesamtbevölkerung (0,33% zu 0,44%). Dies hat wiederum zur Folge, dass rechnerisch der Impfschutz von 62% auf nur noch 50% sinkt.

 

Wenn nun die Covid-Todesrate an der Gesamtbevölkerung der über 60-Jährigen übertragen würde auf die zweifach Geimpften, dann wären rein rechnerisch 11 Covid-Tote statt 7 zu erwarten. Insofern: Vielen Dank an die Person, die mich darauf hingewiesen hat!

 

Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass tödliche Folgen des Sars-Cov-19 vor allem ältere Menschen mit Vorerkrankungen betrifft, während die Impfung im Zeitablauf praktisch alle Altersgruppen betreffen wird. Gleichzeitig ist mit zunehmendem Alter nur noch eine geringe oder keine Unterscheidung mehr möglich zwischen den eigentlichen Todesursachen. Ab einem bestimmten Alter und dem Vorhandensein von Vorerkrankungen kann sowohl eine Covid-Erkrankung als auch die Impfung (!) der letzte Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. (Das ist übrigens bei der Grippe nicht anders zu erwarten.)

 

Mir ist klar, dass bei so geringen Todeszahlen bei meinen vorherigen Darlegungen keine statistische Validität zu erwarten sein kann. Bei der Betrachtung der über 60-Jährigen ist das schon gar nicht der Fall.

 

Der eigentliche Punkt bleibt aber, dass man die sieben Toten unter den zweifach Geimpften nicht – wie im betreffenden Artikel geschehen - einfach als nebensächlich und irrelevant zur Seite schieben kann, während jeder Ungeimpfte Covid-Tote ganz besonderes Augenmerk genießt.

 

Noch ein Hinweis zur Betrachtung der Bevölkerung ab 60 Jahren in Bezug auf geimpfte Covid-Tote im Zusammenhang mit verabreichten Impfungen:

 

Das Pei gibt an, dass der Anteil der Impfungen ″bei den Personen, die jünger als 60 Jahre alt sind, bei 68 %“ liegt. Dieser Wert überrascht in seiner Höhe und ein mathematischer Fehler beim PEI kann nicht vollkommen ausgeschlossen werden. Oder aber, es ist in Wirklichkeit etwas anderes gemeint.

 

Schließlich werden die Anteile für Geimpfte unter 60 Jahren für die einzelnen Hersteller wie folgt angegeben:

  • Corminaty: 23 %
  • Moderna: 38%
  • Astra Zeneca: 86%

Wenn diese Werte mit der jeweiligen Anzahl der verabreichten Impfdosen ins Verhältnis gesetzt werden, kann sich - vorbehaltlich eines Missverständnisses meinerseits - insgesamt kaum ein Gesamtwert von 68% ergeben.

 

Weiter Nachtrag (11.04.21) aufgrund des neuen Berichts des Paul-Ehrlich-Instituts


12.04.21 Achtung! Leider ist mir in der vorherigen Version hier ein mathematischer Fehler passiert! Anstatt die Todesfallverdachtsfälle (gesamt) auf die geimpften Personen (also Erstimpfungen) zu beziehen, habe ich sie versehentlich auf die Zweitimpfungen bezogen. Im Folgenden habe ich dies korrigiert. Eine neue Tabelle wurde eingefügt und textliche Änderungen sind rot eingefärbt.


In diesem Beitrag wurden bisher ausschließlich die Covid-Zahlen betrachtet. Aber natürlich ist auch mit Impffolgen selbst zu rechnen.

 

Da am 09.04.2021 der neue Bericht des PEI (Paul-Ehrlich-Institut) zu den Impfnebenwirkungen ist erschienen, werden Informationen aus diesem im Folgenden mitbetrachtet. (Quelle)

 

Im Zusammenhang mit den Covid-Impfungen (alle Hersteller) führt das PEI 31.149 Meldungen zu Nebenwirkungsverdachtsfällen auf. Davon 3.436 schwerwiegende Nebenwirkungsverdachtsfälle. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind nach dem PEI wie folgt definiert: ″Als schwerwiegende Reaktionen gelten solche, bei denen die Personen im Krankenhaus behandelt werden oder Reaktionen, die als medizinisch bedeutsam eingeordnet wurden.“

 

Desweiteren werden 407 Todesfälle im Zusammenhang mit den Impfungen aufgeführt.

Es ist nicht sicher, dass diese Fälle einen kausalen Zusammenhang mit den Impfungen haben! (Übrigens müsste diese Betrachtung bei Covid-Toten genauso angestellt werden; das wird es aber nicht.) Diese 407 Todesfälle entsprechen 0,0041% von allen Menschen, die mindestens eine Impfdosis erhalten haben.

 

Es ist aber durchaus von einem relevanten Zusammenhang zwischen den Impfungen und den meisten aufgeführten Todesfällen auszugehen! Das lässt sich aus folgender Betrachtung ableiten:

Auf den Impfstoff Corminaty (Pfizer-Biontech) entfallen 321 Todesfälle von den 407 genannten. Das entspricht einem Anteil von 0,021 % von allen Menschen, die mindestens eine erste Dosis dieses Impfstoffs erhalten haben. Damit ist der relative Anteil der Todesfälle bei Corminaty...

  • 6,3 Mal höher als bei Moderna und
  • 4,5 Mal höher als bei Astra Zeneca (Vaxzevria).

Wenn es sich bei allen Todesfällen um solche handeln würde, die nur zufällig in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung stehen würden, aber keinen kausalen Zusammenhang haben, dann wäre bei allen Impfstoffen prinzipiell ein ähnlicher Anteil zu erwarten.

 

Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass es eine bedeutende Zahl von Nebenwirkungen gar nicht erst gemeldet wird und daher nicht erfasst werden kann.

 

Es kann also weder ein Overreporting auf der einen Seite noch ein Underreporting auf der anderen Seite ausgeschlossen werden. Dies sollte bei den folgenden Berechnungen beachtet werden.

 

Zur Beurteilung des Nutzens der Impfungen ist es aber wichtig, nicht nur eine mögliche Schutzwirkung allein zu bewerten, sondern auch mögliche schädliche Folgen der Impfung miteinzubeziehen.

 

Eine Einschätzung dieses Sachverhalts soll im Folgenden vorgenommen werden. Hierzu wurden der Aufstellung zu den Covid-Toten (oben im Beitrag) die Todesfälle, die im ursächlichen Verdacht zu den Impfungen stehen, hinzugefügt. Da der Bericht des PEI nationale Daten enthält, wurde der Anteil der Todesfälle (0,0041%) auf die in Mecklenburg-Vorpommern zweifach Geimpften gerechnet. Für Meckenburg-Vorpommern ergeben sich bei gleichen Verhältnissen wie auf nationaler Ebene dann vier Tote als Verdachtsfälle der Impffolgen.

Daraus folgt:

 

Es zeigt sich, dass, wenn man unter den zweifach Geimpften sowohl die Covid-Todesfälle als auch tödliche Verdachtsfälle durch die Impfung zusammen betrachtet, sich ein höherer Gesamtanteil an Todesfällen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ergibt. Und zur Bevölkerung ab 60 Jahren ergibt sich ein etwa gleich hoher Anteil an Todesfällen.

 

Ein positiver Nutzen der Impfungen ist hier bisher zumindest nicht erkennbar. Die Vermutung des Gegenteils liegt nahe.

 

Quellen

Artikel im Nordkurier:

https://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/sieben-corona-tote-trotz-zweifacher-impfung-0943075404.html

 

Covid-Datenbank des RKI:

https://npgeo-corona-npgeo-de.hub.arcgis.com/datasets/dd4580c810204019a7b8eb3e0b329dd6_0/data

 

Bevölkerung Mecklenburg-Vorpommerns:

https://de.wikipedia.org/wiki/Mecklenburg-Vorpommern

 

Impfdashboard:

https://impfdashboard.de/daten

 

PEI-Bericht vom 09.04.2021:

PEI Bericht vom 09.04.2021